Gesundheitssystem vor dem Kollaps

krankenhaus vor dem AusIm Kreis Mettmann geht das Krankenhaus-Sterben in die nächste Runde. Am 31.12.2006 schloss bereits das Wülfrather Krankenhaus seine Pforten. Damals waren bereits Sparzwänge im Gesundheitssystem, Personalkosten und die Umstellung auf Fallpauschalen die Gründe. Zum selben Zeitpunkt musste neben anderen Häusern in NRW auch das Bethesda-Krankenhaus in Essen schließen.

Der Klinikverbund St. Antonius und St. Josef besiegelte 2013 das Aus der Nevigeser Geriatrie. Grund: Das Krankenhausfinanzierungssystem. Und so wollte der Verbund seinerzeit mit den drei Wuppertaler Kliniken den Profit erwirtschaften, der das Überleben dieser Häuser sichern sollte.

Das zum Solinger Kplus-Verbund gehörende St. Josef Krankenhaus in Monheim stellte seinen Betrieb Anfang August 2013 ein.

Zum 31. Dezember 2022 wurde die Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe am Sankt Marien Krankenhaus Ratingen komplett geschlossen. Für diese Entwicklung wurde der anhaltende Personalmangel bei den Hebammen verantwortlich gemacht. Aber auch die niedrige Zahl an Geburten wurde als Grund angeführt. Der Betrieb muss sich ja rechnen.

Seit 1972 wurden in Nordrhein-Westfalen 317 Krankenhäuser geschlossen und 39.972 Betten abgebaut. Ab 1991 hat sich der Bettenabbau pro Jahr zudem fast verdoppelt. Und es geht munter weiter. Denn nun stehen die Kliniken in Haan und Hilden sowie die Solinger Lukas Klinik in unmittelbarer Nähe vor dem Aus.

Da darf man dann schon mal die Frage aufwerfen, welche Rolle die Patienten in diesem Gesundheitssystem noch spielen? Von einer ortsnahen und bedarfsgerechten Versorgung können wir schon lange nicht mehr reden. Denn am Ende geht es auf Landes- und Bundesebene immer nur um Wirtschaftlichkeit.

Das 2003 beschlossene Vergütungssystem (Fallpauschalen, DRG) zwingt die Krankenhäuser mehr denn je in einen wirtschaftlichen Wettbewerb. Nicht die Qualität, sondern die Fallzahlen, die Diagnosen und geringe Kosten pro Fall entscheiden über Sieger und Verlierer in diesem Wettlauf. Der Pflegenotstand wurde so verschlimmert und die fortschreitende Privatisierung von Krankenhäusern hat nicht nur den Wettbewerb verschärft, sondern verringert zudem die demokratischen Gestaltungsmöglichkeiten etwa von Kommunen.

Zu einer guten gesundheitlichen Versorgung gehören Wohnortnähe, angemessen kurze Wartezeiten auf einen Termin und eine gute Notfallversorgung. Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach und sein nordrhein-westfälischer Amtskollege Karl-Josef Laumann (Minister für für Arbeit, Gesundheit und Soziales) würden gut daran tun, sich endlich einmal mit einem Gesundheitssystem zu befassen, dass den Menschen in den Mittelpunkt stellt. Möglich ist dies. Man muss nur den Mut und den Willen aufbringen aus Fehlern zu lernen und eine solidarische Gesundheits- und Pflegeversicherung auf den Weg bringen um die Kosten zu decken. Und es braucht auch mehr Elan, um den Pflegenotstand zu bekämpfen. So müssen Pflegekräfte besser entlohnt und die Arbeitsbedingungen verbessert werden. Die Pflegeausbildung muss attraktiver gestaltet werden und Ausbildungsplätze (Klinken!) müssen ausreichend zur Verfügung stehen. Letzteres wird schwierig, wenn Krankenhäuser sterben. Aber auch pflegende Angehörige müssen dauerhaft unterstützt werden und altersgerechte, alternative Wohnformen für Menschen mit Pflegebedarf müssen mitgedacht werden, wenn man den Kollaps des Gesundheitssystems abwenden will.

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